LAUFLEGENDE JOHN KUNKELER - Vermessungskünstler

Laufverrückt und erfolgreich: JOHN KUNKELER schreibt Berliner Laufgeschichte, vermisst Strecken, betreibt den Jazz-Club »Kunstfabrik Schlot« und freut sich auf die Wettkämpfe seines Enkels

Mit einer schweren Krankheit fängt 1981 alles an. Lungenfellriss lautet die Diagnose, die das Leben von John Kunkeler radikal verändert. Seine Therapie: Das Laufen. Damit wird der gebürtige Holländer nicht nur gesund und trainiert seine Fitness – es ist seine Passion. Und irgendwann Obsession. Kunkeler, der schon seit den 70er Jahren in Berlin lebt, »läuft in der Früh und am Abend noch einmal doppelt so lange«.
Es dauert nicht lange und er erreicht seine Marathonbestzeit von 2:26:48 Stunden. Auf einer nachweislich zu kurzen Strecke, was später seinen Entschluss, als Streckenvermesser zu arbeiten, beeinflusst. 108 Marathons hat er seit Anfang der 80er Jahre absolviert: »Die Halbmarathons habe ich nicht mitgezählt«, sagt Kunkeler, der heute »nur noch« drei bis vier Mal in der Woche joggt, um gesund zu bleiben. Aber damals, da drehte sich alles um den Marathon. Je mehr Bestzeiten er sammelte, desto wichtiger wurde das nächstgrößere Ziel: Berlin, New York, Paris, Rotterdam, Chicago und Boston – Großstädte der Welt hat sich der 70-Jährige ausschließlich erlaufen. Kunkeler: »Ich hatte auch die besten Voraussetzungen, war drahtig, nicht zu groß und wohl gute Gene. Ein Arzt bestätigte mir damals, hätte ich in sehr jungen Jahren mit dem Laufen begonnen, hätte ich zur Weltspitze gehören können.«
»IN DUBAI GIBT ES KEINE MUSIK, DIE STRECKE FÜHRT INS NIRGENDWO, DIE LÄUFER SIND ALLEIN«
Die Städte der Welt hat John Kunkeler laufend erkundet. Das Foto zeigt ihn 1998 bei einem Wettkampf in Bologna.
Die Städte der Welt hat John Kunkeler laufend erkundet. Das Foto zeigt ihn 1998 bei einem Wettkampf in Bologna.
Ob er es bereut, niemals bei Olympia gestartet zu sein? »Jetzt nicht mehr. Damals habe ich alles danach ausgerichtet, wollte immer zu den Allerbesten gehören.« Er stellt seine Ernährung vollkommen um. »Ich war wesentlich dünner als heute«, sagt Kunkeler, der nach wie vor schlank von Statur ist. Doch es gibt eine einfache Formel: »Wer mit möglichst niedrigem Körpergewicht startet, hat einen physikalischen Vorteil – denn er muss weniger Gewicht transportieren.« Das geht häufig an die Substanz: »Je beschissener ich aussah, desto schneller bin ich gelaufen.«

Doch die vielen Trainingseinheiten, Wettkämpfe und dauernden Diäten fordern ihren Tribut – nach zwanzig Jahren geht die Ehe des Wahl-Berliners in die Brüche. Der Vater eines Sohnes und einer Tochter und inzwischen dreifache Großvater sortiert sein Leben einmal mehr neu. Zäh beißt er sich durch, quittiert seinen Job als Französischlehrer und übernimmt mit Stefan Berker den Jazzclub »Kunstfabrik Schlot«. Die beiden kennen sich vom Marathon – und teilen sich bis heute die Leidenschaft für den Sport und die Musik. Längst ist aus der Nachwende-Kneipe eine Institution geworden. Kunkeler ist jeden Abend dort, kümmert sich um die Organisation und macht auch gelegentlich den Soundcheck mit der Band. Will man ihn treffen, dann in den Kellerräumen Invalidenstraße/ Ecke Chausseestraße.

John hat viele Ziele erreicht – nun kümmert er sich um Ziele für andere. Seit knapp 20 Jahren ist der Holländer Streckenvermesser. Er verlegt gemeinsam mit Horst Milde das Marathon-Ziel auf dem Kudamm ans Brandenburger Tor: »Der Zieleinlauf war viel zu eng. Trotz einiger Widerstände wurde die Strecke 2003 dann doch geändert und wir bekamen ein spektakuläres Duell vor einer tollen Kulisse.« Es ist das historische Duell zwischen dem Kenianer Paul Tergat gegen seinen Pacemaker Sammy Korir. Tergat siegt und stellt mit 2:04:55 eine neue Bestmarke über die 42,195 Kilometer lange Strecke auf, wobei er nur eine Sekunde vor seinem Tempomacher das Ziel erreicht.

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Früher Spitzenport, heute Musik: John Kunkeler betreibt einen Jazzclub
Früher Spitzenport, heute Musik: John Kunkeler betreibt einen Jazzclub
Sehr bald geht es auch ins Ausland: Georgien, Armenien, Frankreich, Holland und Kroatien, seine Expertise ist weltweit gefragt. Er ist viel unterwegs, denn ein Vermessungsprotokoll gilt in der Regel nur fünf Jahre. Der Chef der exakten Streckenführung ist aber seit mehr als 20 Jahren auch »Musikdirektor« des Berlin- Marathons. John Kunkeler organisiert bis zu 90 Bands, die an der Strecke für Stimmung sorgen. »Ich bin einmal im Jahr in Dubai. Dort gibt es keine Musik. Die Strecke führt ins Nirgendwo. Da sind die Läufer vollkommen mit sich allein. Das ist in Berlin ganz anders.«

Der Allrounder erzählt stundenlang über den Laufsport, doch heute Abend ist er als Gastgeber seines Jazzclubs gefragt, in wenigen Minuten startet die Band. Und morgen? Da hat er eine Verabredung mit seinem Trainingspartner, »ein vielversprechendes Talent«, wie Kunkeler versichert. Es ist sein sechsjähriger Enkel Arthur, der sein erfolgreiches Debüt bereits beim Bambini-Lauf gab und irgendwann bestimmt den großen Marathon absolvieren wird. Auf einer Strecke, die sein Opa vermessen hat.
Beatrix Altmann
FOTOS David von Becker, privat

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Vermessungskünstler

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